Zürichsee Zeitung, 6. Juni 2003, Titelseite

Schwerer Abschlag im Gegenwind

Meilen: Golfprojekt kam erstmals vor Publikum zum Meinungsaustausch

Der erste Ball landete zwar nicht gleich im Bunker, um es im Golfdeutsch zu sagen. Aber den Initianten für einen Golfplatz am Pfannenstiel blies am Mittwochabend zumindest bissiger Gegenwind beim Abschlag ins Gesicht. Feldmeilen war bei der Podiumsdiskussion alles andere als begeistert vom Projekt.

Nachdem Grundeigentümer, Pächter, Gemeindebehörden, Verwaltungen, Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel und Medien bereits informiert worden waren, ging die Zürisee Golf AG am Mittwoch erstmals vors Volk. Im Kirchenzentrum Feldmeilen stellten Befürworter und Gegner ihre Argumente vor.

Konsultatives Nein

Genau genommen war es für die Golfprotagonisten ein Weg in die "Höhle des Löwen". Denn die Veranstaltung des Quartiervereins Feldmeilen zeigte eindeutige emotionale Dimensionen auf. Verstärkt durch die schwüle Sommerhitze geriet die Diskussion vor über 300 Besucherinnen und Besuchern zum heissen Ballwechsel der Voten. Zumindest im Saal war die Meinung einseitig verteilt. Feldmeilen wolle keinen 83 Hektaren grossen Platz für eine exklusive Minderheit. Es wurde gar von einer "Vergewaltigung der Landschaft" gesprochen. Weitere Kritikpunkte: die Degradierung der Landwirtschaft, Mehrverkehr, Einschränkung der Bewegungsfreiheit für Wanderer, Reiter, Velofahrer, Pfadi und anderer Nutzer des Naherholungsgebietes. Die Vertreter der Zürisee Golf AG scheuten die Konfrontation nicht. Doch alle Erklärungen, Beruhigungen oder Beschwichtigungen sowie die Information über einen endlos langen Planungsprozess mit mehreren Etappen der direkten Demokratie nahmen nichts von der allgemeinen Skepsis im Saal. Eine Konsultstivabstimmung ergab eine klar ablehnende Haltung in Feldmeilen. (zsz)




Zürichsee Zeitung, 6. Juni 2003, Seite 3

Engagierter Schlagabtausch

Feldmeilen: Quartierverein veranstaltet Orientierungsabend über das Golfprojekt am Pfannenstiel

Mehr als 300 Anwohner folgten der Einladung des Quartiervereins Feldmeilen zum Podiumsgespräch über das Golfplatzprojekt der Zürisee Golf AG. Die Diskussion im Kirchenzentrum verlief lebendig, das Naherholungsgebiet oberhalb von Luft und Sunnenberg liegt der Bevölkerung offenbar sehr am Herzen.

Margret Becker

Mit sportlicher Fairness sollten Befürworter und Gegner des neuen Golfprojekts ihre Argumente austauschen, wünschte sich Diskussionsleiter Christian Dietz-Saluz, «Zürichsee-Zeitung», zu Beginn des überwältigend gut besuchten Abends. Schliesslich ging es darum, möglichst viel sachliche Information zu vermitteln, um sich ohne Vorurteile eine Meinung zu bilden.

Lauf über die Instanzenhürden

Der Anlass verlief sicher lauter als ein Golfturnier, Fragen und Antworten flogen wie Pingpongbälle hin und zurück, und spannend war es fast wie an einem Fussballmatch. Nach Eingangsreferaten von Franz Scherrer und Heinrich Grob, beide Vertreter der Zürisee Golf AG, war klar, dass es sich um ein Projekt handelt, dessen Realisierung erst nach einem echten Hürdenlauf durch verschiedene Instanzen möglich wäre. Sechs Monate dauerte laut Landschaftsarchitekt Jean Dardelet die Vorarbeit, bis ein provisorischer Plan des Golfplatzes erstellt werden konnte.

Kompliziertes Verfahren

Voraussetzung für die Erstellung eines Golfplatzes im Gebiet oberhalb von Luft und Sunnenberg ist die Änderung der regionalen Richtplanung. Als zweiter Schritt folgt die Nutzungsplanung, das heisst, es muss ein Gestaltungsplan verbunden mit einer Zonenplanänderung genehmigt werden. Die Einreichung eines Gesuchs zur Bewilligung des Baus ist laut Gemeinderat Jürg Herter, anwesend im Publikum, ausserordentlich aufwändig. Eine golftechnische Studie, Raumverträglichkeits- und Landschaftsentwicklungsabklärungen müssen vorliegen, und der Vernehmlassungsprozess mit unzähligen Gruppierungen und Behördenvertretern braucht Zeit.

Für die Bevölkerung ist wichtig zu wissen, dass sie zweimal Gelegenheit hat, aktiv an der Entscheidungsfindung teilzunehmen: zum ersten Mal anlässlich der öffentlichen Auflage des veränderten Richtplans. Hier besteht die Möglichkeit eines Referendums. Die Vorlage des Gestaltungsplans mit Zonenplanänderung und eventuellem Verkauf von gemeindeeigenem Land für den Golfplatz kommt an die Gemeindeversammlung. Alle Beteiligten versicherten, dass die einzelnen Verfahrensschritte transparent publiziert werden sollen.

Kompromissbereitschaft

Über das Projekt selber war am Mittwochabend nicht viel Neues zu erfahren. Die Anwesenden kannten alle den vorläufigen Plan, und Franz Scherrer betonte, die Zürisee-Golf-AG-Vertreter seien auch nach diesem Abend jederzeit bereit, Fragen zu beantworten und Bedenken ernst zu nehmen. «Es ist uns wichtig, was Sie denken.» Die Befürworter versicherten, Spaziergänger hätten auch weiterhin die Möglichkeit, sich auf dem 83 Hektaren grossen Areal zu bewegen, die ökologischen Flächen würden nach dem Bau des Golfplatzes wieder der Natur überlassen, es bestehe ausserdem die Möglichkeit, Bäche zu renaturieren.

Die Auflagen des Gemeinderats seien zum Teil schon früh in die Planung eingeflossen. So sei keine öffentliche Schulungsanlage vorgesehen, um zu grosse Betriebsamkeit zu vermeiden. Für Pfadfinder, Bierfestfreunde und Schützen bleibe genügend Spielraum. Die Golfer würden ohne Wagen zu Fuss ihren Sport betreiben, und die Spielflächen würden nicht beleuchtet. Dass die Zürisee Golf AG ihr Projekt so sorgfältig wie möglich der Landschaft anpassen will, wurde von niemandem angezweifelt. Auch dass der Wille besteht, auf die Befürchtungen der Anwohner einzugehen, war spürbar.

Besonderes Stück Land

Michiel Hartman, Präsident des Naturschutzvereins Meilen, zeigte mit Bildern am Beispiel des Golfplatzes Rossberg, wie gross der Eingriff eines Golfplatzbaus für die Landschaft ist. Terrassierte Hänge, mit Folien ausgelegte Teiche, Rohre in verschiedenen Farben und verschobene Wege veranschaulichten, was oberhalb von Feldmeilen geschehen könnte. «Der Bau ist keine feinfühlige Sache.» Alte Strukturen und historische Verkehrswege fielen dem Projekt unwiederbringlich zum Opfer.

Michiel Hartman, Präsident des Naturschutzvereins Meilen, zeigte mit Bildern am Beispiel des Golfplatzes Rossberg, wie gross der Eingriff eines Golfplatzbaus für die Landschaft ist. Terrassierte Hänge, mit Folien ausgelegte Teiche, Rohre in verschiedenen Farben und verschobene Wege veranschaulichten, was oberhalb von Feldmeilen geschehen könnte. «Der Bau ist keine feinfühlige Sache.» Alte Strukturen und historische Verkehrswege fielen dem Projekt unwiederbringlich zum Opfer.

Dieses Argument griff Heinz Wegmann, Präsident des Quartiervereins, auf. Im Eichholz liege das beste Ackerland von Meilen. Es sei viel schöner, zwischen Weizen- und Rapsfeldern zu spazieren, als Golfern beim Spiel zuzuschauen, wurde aus dem Publikum vermerkt. Für Jungbauer Ralph Rusterholz vom Neuhof würde der Golfplatz das Aus bedeuten: «Meinen Stier Simon sehen Sie hier nicht mehr, wenn der Golfplatz kommt.»

Offene Fragen bleiben

Die über 300 Anwesenden im hochsommerlich-heissen Kirchenzentrum Feld beteiligten sich rege an der Diskussion. Es interessierte die Frage der Parkplätze. Vorgesehen sind deren 120. Sie sollen beim Schützenhaus, wo das künftige Klubhaus der Golfer gebaut würde, Schützen und Golfern gemeinsam zur Verfügung stehen. An Wochenenden wären pro Tag etwa 200 Golfer zu erwarten. Dazu Grob: «Das bedeutet alle zehn Minuten drei Autos auf dem Zufahrtsweg.» Der Ustermer Kulturingenieur stritt nicht ab, dass auch die Pflege der Spielflächen durch fünf Angestellte für zusätzliche Bewegung auf dem Platz sorgen würde.

Die Grösse des Areals gab ebenfalls zu reden. Für Scherrer bedeutet sie eine Chance, möglichst viel ökologische Fläche in die Anlage mit einzubeziehen. Die einzelnen Spielflächen liegen weiter auseinander, weshalb auf die bestehende Landschaft besser Rücksicht genommen werden kann. «130 Fussballfelder für Golfer sind zu viel», meinte ein Votant, der die 83 Hektaren so umsetzte.

Dass ein Prozent der Bevölkerung, nämlich die Golfer, das Naherholungsgebiet des Quartiers so nachhaltig prägen könnten, passte vielen nicht in den Kram, wobei einige mahnten, mit einer Pachtdauer von 70 Jahren hätte man wenigstens die Garantie, es bleibe dort oben grün und werde nicht überbaut.

Einseitig verteilte Vorbehalte

Dass Michiel Hartman und Ueli Dolder die nicht nur ob der herrschenden Temperaturen hitzigen Diskussionen gleichsam ungefragt erlebten, zeugt von der Skepsis im Publikum gegenüber dem Projekt Golfplatz am Pfannenstiel. Die Meinungen im Saal waren ziemlich einseitig verteilt (siehe Bericht unten).

Ob Feldmeilen und insbesondere die Mitglieder des Quartiervereins repräsentativ für die ganze Gemeinde sind, wird sich in den kommenden zwei Jahren weisen. Immerhin werden auch Dorf-, Berg- und Obermeilemerinnen und -meilemer zum Golfplatz ein Wort zu sagen haben - von den Herrlibergern ganz zu schweigen.

Vier zu eins gegen Golfplatz

Meilen: Das Publikum an der Podiumsdiskussion um den Golfplatz am Pfannenstiel stellte kritische Fragen ausschliesslich an die Vertreter der Zürisee Golf AG. So verwundert es nicht, dass die zum Schluss der Veranstaltung durchgeführte Konsultativabstimmung ebenfalls ein klares Verdikt ergab.

Gefragt wurde, ob man "für", "sehr dafür", "gegen" oder "sehr dagegen" ist, dass hauptsächlich auf Feldmeilemer Boden 83 Hektaren zu einem Golfplatz umgewandelt werden sollen. 259 Stimmen ("gegen" und "sehr dagegen") wurden im Saal gegen das Projekt in die Urne geworfen. 60 Besucherinnen und Besucher stimmten für den Golfplatz ("für" und "sehr dafür").

Bei den Mitgliedern des Quartiervereins Feldmeilen war das Urteil krasser: 152 zu 27 gegen das Projekt. Nichtmitglieder aus Gesamtmeilen lehnten mit 97 zu 21 Stimmen das Vorhaben ab.

Ausserhalb von Meilen waren die (Vor-)Urteile ebenfalls gefällt. Sechs Herrliberger und zwei Männedörfler waren für den Golfplatz, ein Hombrechtiker und eine Person aus Zollikerberg dagegen. Mit Herkunft "unbekannt" stimmten vier Besucher für, neun gegen das Projekt. (zsz)