Zürichsee Zeitung, 3.Oktober 2002

"Alle zur Mitarbeit eingeladen"

Das totgesagte Projekt eines Golfplatzes am Pfannenstiel wird neu belebt. In einem Communiqué kündigt die Zürisee Golf AG einen zweiten Anlauf zur Realisierung an. Auch die Opposition nimmt den (Golf-)Ball wieder auf.

"Wir wurden bei der Sistierung des ersten Projektes im April informiert, dass bis Ende September ein Entscheid gefällt wird", sagt Susannen Weber. Die Gemeindeschreiberin von Meilen sieht diese Ankündigung nun bestätigt. Gestern erhielt die Gemeinde den Brief der "neuen" Zürisee Golf AG. Anlass zum Handeln ist das jedoch nicht. "Solange nichts Konkretes vorliegt, gibt es keinen politischen Prozess", erklärt Susanne Weber und erwähnt den erforderlichen Gestaltungsplan als Spitze des Entscheidungsweges.

Auch Herrliberg ist seit gestern im Bild. "Wir nehmen es mit Gelassenheit zur Kenntnis, ein Handlungsbedarf seitens der Gemeinde ist nicht notwendig", meint Pius Rüdisüli. Der Gemeindeschreiber ist sich im Übrigen nicht im Klaren, ob das neue Projekt überhaupt noch Herrliberger Boden berühre.

Land wäre vorhanden

"Immer noch mit Herrliberg", bestätigt Franz Scherrer, Journalist und Promoter der "neuen" Zürisee Golf AG. Das Projekt sieht eine Benützung des Areals oberhalb des Schützenhauses Schmitteneich vor. Fast 80 Hektaren Land sicherten sich die Vorgänger von Franz Scherrer mittels Verträgen mit den Bauern. Was damals zu wenig war, scheint jetzt zu genügen. "Für 18 Löcher reichen über den Daumen gepeilt sogar 50 Hektaren, dazu kommen aber noch die von uns geplanten Ausgleichsflächen und Erholungszonen", sagt der Kilchberger. Mehr oder weniger sei das bisher zugesagte Land zusammenhängend und kein über den ganzen Pfannenstielrücken verteiltes Patchwork.

Kontakte pflegen

Die bisherigen Landabtretungswilligen erhielten wie die Behörden gestern ebenfalls den Brief der Zürisee Golf AG. "Wir wollen mit ihnen in den nächsten Tagen Kontakt aufnehmen wie auch mit den Gemeinden", sagt Franz Scherrer, "um alle Befindlichkeiten abzuklären."

Der passionierte Hobbygolfer schwärmt vom Pfannenstiel als "traumhaftes Gelände". Deshalb seien alle interessierten Kreise - "Gemeinderäte, Naturschützer, Vogelschützer" - zur Mitarbeit in der Projektgruppe eingeladen.

Unruhe missfällt

Ausgleichsflächen könnten dem Naturnetz Pfannenstiel zur Verfügung gestellt werden. Franz Scherrer erhofft sich bis zum kommenden Frühling eine Situationsanalyse. Dann folgen die konkrete Planung und das Budget. "Die Kostenfrage ist derzeit gar nicht absehbar, sonst müssten wir ja jetzt schon ein Projekt vorliegen haben, tun wir aber nicht", ergänzt Scherrer.

"Ich bin erstaunt, dass nochmals ein Golfplatzprojekt gewagt wird", kommentiert Ueli Dolder die Nachricht. Der Meilemer Bauer und Projektleiter des Naturnetzes Pfannenstiel glaubt nicht, dass sich die Stimmung unter den Landwirten seit der Sistierung im April geändert habe. "Damals war man froh, dass Ruhe eingekehrt ist, jetzt gibt es nochmals Unruhe und das gefällt mir gar nicht."

Fundamentalopposition

Michiel Hartman ist Präsident des Naturschutzvereins Meilen. "Golfplatz bleibt Golfplatz", bekenn er sich zur Fundamentalopposition. "Dabei bleibe ich, das kann man mir ruhig vorwerfen", stellt Hartman fest. Jedenfalls bringe für ihn ein Golfplatz niemals Landschaftspflege oder gar Ökologie. Viele Begriffe im Brief der neuen Zürisee Golf AG seien hohle Schlagworte. "Was heisst schon 'naturnah', was heisst 'Förderung von Flora und Fauna', da kann man sich streiten, ob ein Golfplatz das fördert". Auch das Versprechen, das öffentliche Gehwegnetz zu unterstützen, findet Michiel Hartman befremdend. "Es braucht kein neues Wegnetz, es gibt schon ein wunderschönes Wegnetz, auch Brachlandflächen sind schon längst Teil des Naturnetzes Pfannenstiel, es braucht dort also keine Ökologie", ärgert er sich.

Obschon der Tonfall der neuen Initianten "nicht mehr so arrogant ist", stört Michiel Hartman am meisten die egozentrische Perspektive der Initianten. "Sie müssen nicht das Naturnetz einbeziehen, sondern das Naturnetz müsste wenn schon den Golfplatz einbeziehen."

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