Tages-Anzeiger, 20. Dezember 2003

Schwerer Rückschlag für das Golfplatz-Projekt an Pfannenstiel

Die Chancen für eine 18-Loch-Golfanlage oberhalb von Meilen und Herrliberg schwinden.

Von Walter Sturzenegger

Hoch über der Goldküste spielen - davon träumen viele in der Region Zürich. Der Förderverein, der das Projekt Zürisee Golf AG für eine 83 Hektar grosse 18-Loch-Anlage unterstützt, zählt bereits 1200 Mitglieder. Doch jetzt droht dem Vorhaben das gleiche Schicksal wie dem ersten Projekt, das noch grösser war und im Herbst 2002 begraben werden musste. Der Vorstand der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) empfiehlt den Initianten nämlich, die Realisierung "an diesem Standort zu überdenken".

Das Vorhaben würde die "die Landschaft sehr stark belasten", hält die ZPP in einer gestern Freitag verschickten Medienmiteilung fest. Es brächte "kaum eine weitere ökologische Aufwertung" der "bereits sehr attraktiven" Landschaft und würde "das Erholungsgebiet der anderen Erholung Suchenden beeinträchtigen". Fazit: "Das Projekt wäre nur mit sehr massiven Auflagen realisierbar."

Der ZPP-Vorstand stützt sich auf die Stellungnahmen von 11 der 12 Gemeinden der Planungsregion Pfannenstiel, der Nachbarregionen Zürich und Glatttal, der Naturschutzorganisationen Zürcher Vogelschutz und Pro Natura sowie des kantonalen Amtes für Raumordnung und Vermessung (ARV). Letztere wiegt besonders schwer. Die Vorprüfung durch kantonale Amtsstellen und Gutachten der Natur- und Heimatschutzkommission habe ergeben, dass ein "Golfplatz am vorgesehenen Standort grundsätzlich nicht möglich" ist, geht aus dem ZPP-Bericht hervor.

Kein ökologischer Nutzen

Das geplante Golfplatzareal reicht beispielsweise in das Trenngebiet Felmeilen-Rain hinein, das im kantonalen Richtplan als Freihaltegebiet von kantonaler Bedeutung bezeichnet ist. Zudem liegt es zwischen dem Rossbachtobel und dem Meilemer Tobel, zwei im regionalen Richtplan festgelegten Vernetzungskorridoren, die in den letzten Jahren im Rahmen des Projektes Naturnetz Pfannenstiel ökologisch aufgewertet wurden. Die ZPP will die Vernetzung zusammen mit den betroffenen Landwirten weiterführen und erwartet davon einen grösseren ökologischen Nutzen als vom Golfplatz-Projekt.

Auch die finanziellen Hürden sind hoch für die Zürisee Golf AG. Der obere Teil des geplanten Golfareals ist als Fruchtfolgefläche ausgeschieden, im unteren liegt einer der grössten Hochstammobstgärten des Kantons Zürich. Die Golfplatzpromotoren müssten deshalb kulturtechnisch sicherstellen, dass der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden kann, und dafür finanzielle Garantien leisten.

Ob die Zürisee Golf AG unter diesen Bedingungen ihre Pläne jetzt begraben wird, blieb gestern offen. "Wir konnten den Bericht der Planungsgruppe noch nicht studieren", erklärte Heinrich Grob vom vierköpfigen Projektteam. Halten die Promotoren an ihren Plänen fest, müssen sie die Richtplanänderung mit einer Initiative anstreben. Dazu brauchen sie die Unterstützung von drei Verbandsgemeinden, sechs ZPP-Delegierten oder mindestens tausend Stimmberechtigten.