NZZ, 30. Dezember 2005

Kein Golfplatz mit Seesicht

Zürisee Golf AG gibt Standort Meilen endgültig auf
Die Initianten eines Golfplatzprojekts ob Meilen haben die Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens akzeptiert und wollen es nicht weiterverfolgen. In den nächsten Monaten soll geprüft werden, ob der Bau eines Golfplatzes anderswo möglich ist.

cn.Nach einer langen Reihe von Rückschlägen hat die Zürisee Golf AG beschlossen, das Projekt eines Golfplatzes in Meilen nicht weiterzuverfolgen. Wie aus einem Informationsschreiben des Fördervereins hervorgeht, das die «Zürichsee- Zeitung» am Donnerstag publik machte, wollen die Initianten in den nächsten Monaten jedoch abklären, ob das Golfplatzprojekt in einer anderen Gemeinde im Raum Pfannenstiel realisiert werden könnte.

Unter keinem guten Stern

Mit dem Verzichtsentscheid des Vorstands zog die Zürisee Golf AG den Schlussstrich unter ein Projekt, das von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden hatte. Erst scheiterten ehrgeizige Pläne, an der Flanke des Pfannenstiels auf 85 Hektaren eine exklusive 18-Loch-Anlage zu bauen, am mannigfaltigen Widerstand der Bevölkerung und am Nein der kantonalen Baudirektion (NZZ 21. 4. 05), dann mussten die Promotoren auch das redimensionierte Projekt einer 9-Loch- Anlage beerdigen. Bis zuletzt hatten sie gehofft, einen als Golfplatzgegner bekannten Landbesitzer doch noch zur Zusammenarbeit bewegen zu können. Als der Landwirt seinen Widerstand nicht aufgab, zogen die Initianten ihr Projekt zurück.

Wie Projektleiter Franz Scherrer auf Anfrage ausführte, ist das Scheitern des Projekts in Meilen zwar eine grosse Enttäuschung; die Mitgliederversammlung des Fördervereins habe aber dennoch beschlossen, die Realisierung eines Golfplatzes im Raum Pfannenstiel weiterzuverfolgen. Vom neuen Standort - «der nicht unbedingt Seesicht haben muss» - haben die Initianten laut Scherrer noch keine konkrete Vorstellung.

Skeptische Haltung des Kantons

Damit ein Golfplatz realisiert werden kann, das weiss mittlerweile auch die Zürisee Golf AG, ist es unerlässlich, dass das Vorhaben von der Standortgemeinde und einer breit abgestützten lokalen Interessengruppe getragen wird. Das ehrgeizige Projekt, in Meilen einen Luxus-Golfplatz für Begüterte zu bauen, fand nicht nur bei breiten Teilen der Bevölkerung wenig Gefallen, auch die Planungsgruppe Pfannenstiel und der Kanton lehnten das Projekt ab.

Von Seiten der zuständigen kantonalen Ämter wurde hauptsächlich kritisiert, dass der Golfplatz in einem Landschaftsförderungsgebiet erbaut worden wäre. Baudirektorin Dorothée Fierz wies in einem Interview mit der NZZ (6. 2. 04) zudem darauf hin, dass es sich bei der Geländekammer zwischen dem Pfannenstiel und dem rechten Zürichseeufer um das einzige grössere Gebiet in der Region Meilen handle, das noch nicht überbaut sei. Mit dem Bau der Golfanlage würden der Bevölkerung rund 80 Hektaren Naherholungsraum «zumindest psychologisch entzogen».