NZZ, 20. Dezember 2003

Kaum Chancen für Golfplatz Pfannenstiel

Fachgutachten äussern Bedenken gegen geplantes Projekt

Die wohl etwa 1000 Golfspieler in der rund 100 000 Einwohner zählenden Region des rechten Zürichseeufers warten seit Jahren auf eine Spielgelegenheit vor der eigenen Haustüre. Wahrscheinlich vergeblich. Gegen das Golfplatzprojekt am Pfannenstiel regt sich nun auch Widerstand seitens der involvierten kantonalen Fachämter.

pem.Die Pläne für eine 18-Loch Golfanlage am Rücken des Pfannenstiels stehen unter keinem guten Stern. Zur lokalen Opposition, die das Vorhaben der Zürichsee Golf AG bekämpft, gesellt sich Widerstand von Fachleuten und Amtsstellen, die im Bewilligungsverfahren zentrale Bedeutung haben. Aus der Stellungnahme des Vorstands der regionalen Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) geht hervor, dass sie sich eine 85 Hektaren Land beanspruchende Golfanlage in der Geländekammer zwischen Herrliberg und Meilen nicht vorstellen kann. Der Bericht gipfelt im Rat an die Initianten, "die Realisierung eines Golfplatzes am vorgesehenen Standort zu überdenken".

Die Stellungnahme der Regionalplanungsgruppe ist keine unverbindliche Meinungsäusserung. Ihr Bericht fusst auf den Fachgutachten, die der ZPP-Vorstand bei kantonalen Ämtern eingeholt hat. Diese bilden die Grundlage für die richtplanerischen Festsetzungen auf regionaler wie kommunaler Stufe. Laut Max Baur, dem Präsidenten der Planungsgruppe Pfannenstiel, betrachtet es der ZPP-Vorstand nicht als seine Aufgabe, das private Vorhaben der Delegiertenversammlung der ZPP vorzulegen. Das Legislativorgan hätte über die damit verbundene Änderung des regionalen Richtplans zu beschliessen. Die Zürichsee Golf AG wird über eine Initiative für das Projekt kämpfen müssen. Laut ZPP-Statuten kommt eine Initiative zustande, wenn sie von 1000 Stimmberechtigten im zwölf Gemeinden umfassenden Verbandsgebiet, einem Viertel der ZPP-Delegierten oder drei Verbandsgemeinden unterzeichnet wird.

Die Fachgutachten der kantonalen Ämter für Raumplanung, für Landschaft und Natur, für Abfall, Wasser, Energie und Luft sowie des Tiefbauamtes, die ergänzt wurden um eine Expertise der Natur- und Heimatschutzkommission des Kantons Zürich, begegnen dem Golfplatzprojekt reserviert. Sie monieren, die geplante Anlage liege im Landschaftsförderungsgebiet, das vorrangig der Land- und Forstwirtschaft zu dienen habe; dieses soll als Landschaftsbild und Trenngürtel zwischen dichten Siedlungen erhalten und durch neue Korridore besser vernetzt werden. Die Realisierung des Vorhabens an so exponierter und intensiv als Erholungsgebiet genutzter Lage ist laut dem Amt für Raumplanung grundsätzlich ausgeschlossen.

Dem Gutachten der Natur- und Heimatschutzkommission (NHK) kommt als verwaltungsunabhängige Stellungnahme Gewicht zu. Es räumt ein, die von den Initianten geplanten Geländeveränderungen würden sich im Rahmen halten und kein übermässiges Verkehrsaufkommen erzeugen; dennoch sei ein Golfplatz dort nur unter strengsten Auflagen möglich. Die Auflagen, ergänzt um diejenigen, welche kantonale Ämter fordern, würden das Vorhaben massiv verteuern. Die Zürichsee Golf AG schätzte die Kosten auf rund 20 Millionen Franken. Die Initianten, die am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar waren, haben bereits einige hunderttausend Franken ins Projekt investiert. Dass es zustande kommt, ist angesichts der distanzierten Haltung der Bewilligungsinstanzen und der Opposition in der Standortgemeinde Meilen unwahrscheinlicher denn je.