NZZ, 13./14. September 2003 Link Archiv NZZ

Kesseltreiben gegen Golfplatz Pfannenstiel

Spekulatives Minderheitenprojekt für Auswärtige

pem. Den Promotoren des im Gebiet des Pfannenstiels geplanten 18-Loch-Golfplatzes weht in den Standortgemeinden ein rauer Wind entgegen. Vor allem in Meilen, wo der Hauptteil der 80 Hektaren Land umfassenden Anlage zu liegen käme, ist den Initianten bei ihrer Rundtour, bei der sie Behördenvertreter, Parteien, Naturschutzorganisationen und Dorfvereine über ihr Vorhaben ins Bild gesetzt haben, ein kühler Empfang bereitet worden. Da und dort trafen sie auf offene Feindseligkeit. Die Opposition gegen das Golfplatzprojekt, das in Vorprojektsreife vorliegt, droht in ein Kesseltreiben auszuarten.

Öffentliche Ächtung

In einem an sämtliche Meilemer Haushalte verteilten offenen Aufruf sind am Freitag die in den Planungsprozess involvierten Landeigentümer dazu aufgefordert worden, das "spekulative Projekt, das nur zum Vorteil einer kleinen Gruppe von vorab auswärtigen Golfspielern" realisiert werden soll, zu verhindern. Unterzeichnet haben den Aufruf Dutzende von Leuten, die sich als "Betroffene" bezeichnen und nach eigenem Bekunden im Pfannenstielgebiet wohnen. Auf Grund seiner Aufmachung ist der im A3-Format gedruckte Aufruf geeignet, die Landbesitzer, die im Vorfeld der Zürisee Golf AG gegenüber pachtrechtliche Verpflichtungen eingegangen sind, der öffentlichen Ächtung auszusetzen. In dem Aufruf werden die Besitzer jener ausladenden Geländekammer oberhalb von Feldmeilen, wo der Golfplatz geplant ist, mit Namen und Adressen genannt. Weil sich innerhalb des Golfplatz-Perimeters auch knapp sechs Hektaren Boden der Politischen Gemeinde befinden, sind auch sämtliche neun Mitglieder des Gemeinderates namentlich aufgeführt. Die Stossrichtung ist klar: Nicht nur auf Landeigentümer, sondern auch auf die örtlichen Behörden soll Druck ausgeübt werden. Der Gemeinderat Meilen hat sich bis zur Stunde in Bezug auf das Golfplatzprojekt äusserster verbaler Zurückhaltung befleissigt. Gemässigte Töne waren auch aus Herrliberg zu vernehmen, dessen Gemeindegebiet laut den Plänen dereinst 3 der 18 Löcher beherbergen wird.

Auf ein gemischtes Echo sind die Golfplatzpläne in der übrigen Pfannenstielregion gestossen. Im Rahmen des bald anlaufenden Bewilligungsverfahrens wird eine Anpassung des regionalen Richtplans vonnöten sein. Die Regionalplanungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) hat ihre zwölf Verbandsgemeinden kürzlich zur beantragten Richtplanänderung Stellung nehmen lassen. Buchstäblich aus dem Rahmen fielen dabei die ablehnenden Verlautbarungen der nur entfernt betroffenen Gemeinden Küsnacht und Erlenbach, deren Behörden das Vorhaben in ungewöhnlich scharfen Worten verurteilten. In den Stellungnahmen war von markanten Veränderungen im Landschaftsbild die Rede, von einer Beeinträchtigung eines Naherholungsgebietes sowie von fehlendem Bedürfnisnachweis. Ein solcher dürfte für ein Golfplatzprojekt wohl von vorneherein nicht ganz leicht zu erbringen sein.

Fahrten zu bestehenden Anlagen

Für die Initianten des Golfplatzes ist die Lage ungemütlich geworden. Die sich nun mehrenden negativen Stellungnahmen aus Bevölkerung und Nachbarschaft mögen polemisch und zum Teil unqualifiziert sein, geben aber Zeugnis ab von einer allgemeinen Stimmungslage, die nicht leichtfertig als nicht repräsentativ abgetan werden sollte. Die Initianten werden es schwer haben, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Darauf angesprochen, verbreitet Franz Scherrer, Geschäftsführer der Zürisee Golf AG, unverdrossen Optimismus. Man sei froh, dass sich die Opposition bereits heute in einem frühen Planungsstadium artikuliere, erklärte er auf Anfrage. Den Initianten biete sich damit Gelegenheit, offen zu informieren und wenn nötig Klarstellungen zu machen. Die Zürisee Golf AG habe sich entschlossen, für die Meilemer Bevölkerung Fahrten zu bestehenden Golfanlagen zu organisieren, auf dass sie sich an Ort und Stelle über das Gesicht einer solchen Einrichtung ins Bild setzen könne.