NZZ, 13. Mai 2003

Zweiter Anlauf für Golfplatz Zürisee

18 Löcher auf 83 Hektaren Land verteilt

pem. Im letzten Herbst hat die Initiantengruppe, die an der Goldküste des Zürichsees den "schönsten Golfplatz von Kontinentaleuropa" zu realisieren versprach, die Segel gestrichen. Gescheitert ist das ambitiöse Projekt nicht nur am fehlenden Kooperationswillen einiger Landbesitzer; unterschätzt hatten die Golfplatz-Promotoren ganz offensichtlich auch die (negativen) Emotionen in der Öffentlichkeit, die ein solch grosses Unterfangen auszulösen vermag.

Sang- und klanglos sterben lassen wollte man die Sache im Kreis der damaligen Promotoren denn aber doch nicht. Dass sich die sanft abfallenden Südwesthänge des Pfannenstiels sowohl in puncto Geländebeschaffenheit als auch bezüglich Standort für einen Golfplatz eignen, stand für sie ausser Zweifel. Die Zürisee Golf AG wurde im letzten Herbst von Franz Scherrer, Journalist, Internethandwerker und PR-Berater mit eigenem Büro in Kilchberg, übernommen. Die Hand gewechselt haben damals auch ein Dutzend Pachtrechtsverträge, die die Landeigentümer verpflichten, ihren Grund und Boden - 83 Hektaren insgesamt - der Zürisee Golf AG für die nächsten Jahrzehnte zur Verfügung zu stellen. Am Montag haben Franz Scherrer und seine Mitstreiter Alexander Vögele, Partner in einer Zürcher Anwaltskanzlei, Heinrich Grob, Kulturingenieur aus Uster, sowie Jean Dardelet, Landschaftsarchitekt und Golfplatz-Designer aus Egg, über ihre Pläne informiert.

Realisieren will das Initiantenteam einen meisterschaftstauglichen 18-Loch-Golfplatz, der, samt üblicher Infrastruktur, in eine heute weitgehend landwirtschaftlich genutzte ausladende Geländekammer oberhalb des Siedlungsgebietes zwischen Meilen und Feldmeilen zu liegen kommt. Das Gebiet erscheint heute als für das Auge gefällige, aber ausgeräumte Landschaft mit erheblichem Renaturierungspotenzial. Die Böden, noch vor 100 Jahren zumeist Feuchtgebiete, sind im letzten Jahrhundert drainiert worden, um die Bearbeitung mit Pflug und Sense zu vereinfachen. Heinrich Grob bezifferte die renaturierbare Fläche auf rund 30 Hektaren. Als Standort für das Klubhaus haben die Initianten die Umgebung des Meilemer Schützenhauses im Auge. Die Spielbahnen, von denen sich drei auf Herrliberger Gemeindegebiet befinden, sollen eine Länge von rund 6000 Metern einnehmen. Die Bahnen lassen sich gut ins Gelände integrieren. Die Initianten profitieren dabei vom grosszügigen Planungsperimeter, der denjenigen der meisten vergleichbaren Golfanlagen im Lande übertrifft.

Bewusst sind sich die Initianten, dass das Golfspiel noch immer vom Hauch des Elitären umgeben ist. An der Orientierung wurde grosser Wert auf die Feststellung gelegt, dass im künftigen Golfklub am Zürichsee jedermann willkommen sein wird. Nach den Berechnungen der Initianten bedarf es rund 500 zahlender Klubmitglieder, um die rund 20 Millionen Franken teure Anlage dereinst kostendeckend zu betreiben. Die Hälfte der Bausumme soll durch noch nicht genannte Investoren bereitgestellt werden, während die verbleibenden 10 Millionen Franken durch den Verkauf von Spielrechten (= Benutzungsgebühren, s. Tabelle) beschafft werden sollen. Ein für 10 Jahre geltendes Spielrecht soll 15 000 Franken kosten, die gleichzeitig mit der einmaligen Eintrittsgebühr von vergleichsweise bescheidenen 4000 Franken zu entrichten sind. Den zusätzlich geschuldeten Jahresbeitrag sowie die zum Golfspiel nötige Ausrüstung eingeschlossen, dürfte damit ein zehnjähriges Engagement im Golfklub im eigenen Haushaltsbudget mit rund 50 000 Franken zu Buche schlagen.

Um die Planungskosten von geschätzten 1,1 Millionen Franken abzudecken, verkauft die Zürisee Golf AG ab sofort Optionsrechte. Diese berechtigen dazu, dereinst zu Sonderkonditionen Spielrechte zu erwerben. Die Optionen stellen eine Art vorgezogene Eintrittsgebühr dar, die allerdings abgeschrieben werden muss, falls der Golfplatz nicht realisiert werden kann.




Was kostet das Golfspiel?
  Eintrittsgebühr Benutzungsgebühr Jahresbeitrag
  (einmalig, Fr.) (einmalig, Fr.) (jährlich, Fr.)
 
Einjahresmitgliedschaft 4 000 [1] 2 200 2 500
 
Zehnjahresmitgliedschaft 4 000 [1] 15 000 [2] 2 500
 
Mitgliedschaft Twens
(20-26 J.)[5]
4 000 [1] 0 1 250
 
Mitgliedschaft Junioren
(bis 19 J.)
0 0 600
 
Inhaber von Optionsrechten 2 000 [1, 3]
2 500 [1, 4]
15 000 [2, 5] 2 500
 
[1] Auf A-fonds-perdu-Basis; [2] anteilmässige Rückerstattung bei vorzeitigem Austritt unter bestimmten Bedingungen; [3] Option berechtigt zum Erwerb eines Spielrechts zum garantierten Preis, Angebot gilt bis am 15. 6. 2003; [4] Option berechtigt zum Erwerb eines Spielrechts zum garantierten Preis, Angebot gilt ab 16. 6. 2003; [5] bei 10-Jahres-Mitgliedschaft. Alle Zahlenangaben sind Richtwerte.