Meilemer Anzeiger, 19. September 2003

Gegenwind fürs Golfprojekt

Gegner und Initianten wenden sich an die Bevölkerung
Das Golfprojekt am Pfannenstiel trifft auf Widerstand. Trotzdem will die Zürisee Golf AG, die oberhalb von Meilen und Herrliberg einen 18-Loch-Platz plant, mit ihrer Arbeit weiterfahren. (ka)

Eine erste Kostprobe davon, wie deutlich manche Meilener das Golfplatz-Projekt ablehnen, erhielt die Zürisee Golf AG an einer vom Quartierverein Feldmeilen organisierten Orientierungsversammlung Anfang Juni. Bei einer Konsultativ-Abstimmung sprach sich die deutliche Mehrheit der Anwesenden gegen das Projekt aus; der Diskussionsstil wurde von den Golfplatz-Befürwortern als "gehässig" und "intolerant" empfunden.

Dass der Unmut weiter gärte, wurde Anfang September offensichtlich. Die SVP Meilen lancierte eine Petition, in der sie den Gemeinderat dazu auffordert, Stellung gegen das "völlig überrissene" Projekt im Naherholungsgebiet zu beziehen. Eine Aufforderung, die im Moment etwas überraschend kommt, hat doch die Gemeinde schon im März dieses Jahres zur Eröffnung des Richtplanverfahrens zu Handen der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) ihre vorerst neutrale Haltung zum Golfprojekt bekannt gegeben. Auf Anfrage übte sich der Gemeindepräsident Hans Isler in Zurückhaltung: der Meilener Gemeinderat wolle und werde keinen überstürzten Entscheid fällen. "Jeder hat das Recht auf ein faires, demokratisches Verfahren, auch die Initianten des Golfplatzes. Wir werden unseren Entscheid dann treffen, wenn alle relevanten Faktoren bekannt sind", sagte er.

Erst an der Delegiertenversammlung der ZPP, die voraussichtlich im März 2004 ansteht, werden die beiden Delegierten der Gemeinde Meilen ihre definitive Stellungnahme zur beantragten Revision der Richtplanung abgeben, genauso wie die Abgesandten der zwölf anderen Verbandsgemeinden auch (dass die beiden nicht direkt betroffenen Gemeinden Erlenbach und Küsnacht schon jetzt mit einem Nein vorgeprescht sind, ist eher ungewöhnlich). Sollten drei oder mehr der Verbandsgemeinden zum Vorhaben Nein sagen, muss die Richtplanungsänderung in allen zwölf Verbandsgemeinden vor die Urne.

Vor diesem Hintergrund besteht nun zumindest der Verdacht, dass auch der Aufruf der Gruppe "Fokus Feldmeilen", der sich vordergründig an die vom Golfprojekt betroffenen Landeigentümer wendet, eigentlich den Zweck hat, dem Gemeinderat ein- für allemal klar zu machen, dass das Projekt in der breiten Bevölkerung keine Chance hätte. "An den Pranger gestellt" hätten die Fokus-Initianten die Landeigentümer, ärgerte sich Franz Scherrer, Geschäftsführer der Zürisee Golf AG: "Vielleicht mangelt es den Gegnern an sachlichen Argumenten". Die Landeigentümer, die allesamt mit Name und Adresse genannt werden, seien zudem schon längst durch Verträge gebunden - auch hier kommt die Aktion also auf den ersten Blick zur Unzeit. Indes: "Warum sollten die Golfplatz-Initianten sich die Mühe machen und jahrelang kämpfen für ein Projekt, bei dem es längst allen klar ist, dass es am Ende an der Gemeindeversammlung nicht durchkommen wird?" fragte ein nicht genannt sein wollender Exponent von "Fokus Meilen" rethorisch und wendet sich damit direkt an die Initianten von Zürisee Golf AG. Für diese ist die Lage momentan eher ungemütlich. Deshalb, und auch als Reaktion auf die Erlebnisse an der Orientierungsversammlung vom Juni, wird nun ein Prospekt an die Meilener Haushalte verteilt, in dem gezeigt werden soll, dass alle von einem Golfplatz oberhalb von Feldmeilen profitieren würden. Auch die, die nicht Golf spielen. Franz Scherrer jedenfalls gibt sich weiterhin optimistisch: "Wir nehmen die Stimmung in der Bevölkerung ernst", sagte er, "und wir sind froh, dass wir die Zeit und Gelegenheit haben, allen zu zeigen, dass sie mit dem Golfprojekt nichts verlieren, sondern gewinnen." Ausserdem plant die Zürisee Golf AG geführte Touren zu bestehenden Golfplätzen, um die "Aufwertung des Naherholungsgebietes" am lebenden Objekt vorführen zu können.